Schildkröten im Garten(teich) – Teil 2
Gerade fiel ja schon das Stichwort Gartenteich: Für mich persönlich ist es noch der beste Ort, den ich mir als wildlebende Schildkröte in Deutschland vorstellen kann. Denn zum einen neigen die Menschen dazu, meine persönliche Leibspeise, die Seerosen, nach erfolgtem Verzehr für mich ständig neu anzupflanzen.
Zum anderen platzieren Menschen oftmals große, dunkle Steine in Wassernähe, die sich einfach herrlich zum Sonnenbaden eignen.
Ich brauche täglich meine Dosis Sonne, da das UV-Licht meine Vitaminproduktion ankurbelt. Nur so kann ich meinen Panzer und meine Knochen stabil in Form halten. Außerdem regt die Wärme meine Aktivität an – ich bin ja ein wechselwarmes Tier und bei Kälte neige ich dazu eher etwas introvertiert und lethargisch zu erscheinen. Doch auch beim Sonnenbaden muss ich immer auf der Hut sein! Jetzt weniger wegen des Sonnenbrands – damit hatte ich noch nie Probleme – aber neben dem Menschen stellen mir auch Greifvögel nach. Mich hat sogar mal eine Katze gejagt! Deshalb sitze ich bevorzugt ganz nah am Wasser, sodass ich bei Gefahr direkt abtauchen kann. Unter Wasser hab ich dann meine Ruhe – zumindest habe ich in deutschen Gartenteichen noch keine Alligatoren angetroffen.
Apropos Sonnenbaden: Ich werde jetzt erst mal weiter hier die Sonne genießen – im Moment ist es ja für mich die schönste Jahreszeit. Aber vielleicht denken sie demnächst ja an folgendes, wenn Sie einen Vertreter meiner Art sehen, oder sich über den Verlust eines Zierfisches oder einer Zierpflanze ärgern: Wir Schildkröten haben es uns nicht ausgesucht hier zu leben. Ich persönlich würde meinen Lebensabend auch viel lieber im Rentnerparadies Florida verbringen, als mir darüber Gedanken zu machen, ob ich im nächsten Winter in Deutschland mit einer Lungenentzündung im Teich liege. Aber ich und meine Artgenossen müssen halt das Beste daraus machen, denn einfach in die USA zurückschwimmen können wir ja nicht – schließlich sind wir Süßwasserbewohner.
Fotos: Rita Thielen / Rolf Handke / pixelio.de