Schildkröten im Garten(teich) – richtig winterfest
Pssssst! Ich bin‘s nochmal! Viele Leser meines Berichts auf blog klarteich.de haben Nachfragen zur richtigen Überwinterungsstrategie von Schildkröten gestellt.
Daher wollte ich mich an dieser Stelle zu den zahlreichen Nachfragen äußern, allerdings fällt mir die Antwort nicht ganz leicht…
Grundsätzlich stehen die Menschen ja vor der Frage, ob sie für eine warme oder kalte Überwinterung ihrer Schildkröte sorgen sollten.
Unter warmer Überwinterung versteht man, dass uns Schildkröten auch im Winter sommerlich warme Temperaturen vorgegaukelt werden – also durchgängig 20°C bis 25°C bei 12 Stunden Sonnen-, ähm pardon, Lampenscheindauer täglich. Der Begriff „kalte Überwinterung“ hingegen ist weniger eindeutig: Damit kann sowohl eine Winterphase mit verminderter Aktivität bei 10°C bis 15°C gemeint sein, oder gar eine richtige Winterstarre bei 4°C bis 8°C – beides selbstverständlich bei verminderten Lichtverhältnissen. Wie sollen Menschen ihre Schildkröten also von Anfang November bis Ende Februar betreuen?
Insgesamt reden wir hier ja über drei verschiedene Möglichkeiten, wie man uns Schildkröten durch die kalte Jahreszeit bringen sollte. Welches nun aber die richtige Methode ist, daran scheiden sich die menschlichen Geister. Die einen raten streng von einer kalten Überwinterung ab, die anderen heben ihre Vorteile hervor. Manche plädieren für die Überwinterung bei verminderter Aktivität im (gleichmäßig) kühlen Keller, während andere den Kühlschrank empfehlen, da die Winterstarre bei gleichmäßig kalter Temperatur die stressfreieste Überwinterungsmethode für die Schildkröten sei. (Es warnen aber auch hartgesottene Freunde der Winterstarren-methode wegen der Salmonellengefahr davor, die Schildkröte in den gleichen Kühlschrank zu legen wie die eigenen Lebensmittel!) Immerhin darf ich wohl all diesen Menschen unterstellen, dass sie für uns Schildkröten nur das Beste wollen.
So weit so gut werden Sie sagen und langsam wissen wollen: Was ist denn nun die richtige Überwinterungsmethode? Und das, kann ich leider so pauschal nicht beantworten. Denn die richtige Methode ist eng mit dem natürlichen Lebensraum der jeweiligen Schildkröte verknüpft. Wie Sie ja bereits wissen, kommen meine Verwandten und ich – die Hieroglyphen-Schmuckschildkröten – aus dem Süden der Vereinigten Staaten von Amerika. Dort gibt es nur einen recht kurzen Winter, der etwa von Mitte November bis Ende Februar reicht und nicht ganz so kalt ist. Also eine kühle, dunkle Überwinterung von 6°C bis 10°C, an die man mich langsam gewöhnt, indem man Lichtdauer, Temperatur und Nahrung langsam verringert, sollte also nicht schädlich sein.
Für die ganzen übrigen Schildkrötenarten kann ich selbstverständlich nur begrenzt sprechen. Denn äquatoriale Arten, die in ihren Ursprungsländern keinen „kalten“ Winter kennen, müssen selbstverständlich ganz anders betreut werden, als diejenigen, die auch in freier Wildbahn im Winter ihre Aktivität vermindern, oder gar in Winterstarre verfallen. Denn lässt man Arten warm überwintern, die eigentlich eine Kältephase gewöhnt sind, kann es passieren, dass diese Arten zu schnell wachsen (was im Übrigen auch bei zu proteinhaltiger Ernährung passieren kann!) und dadurch bleibende Schäden am Panzer und Knochengerüst davontragen. Genauso bekommt es Arten aus warmen Gebieten überhaupt nicht, wenn sie im Winter zu kühlen Temperaturen ausgesetzt sind und sich schwere Lungenentzündungen zuziehen oder gar sterben.
Das richtige überwintern von Schildkröten ist schon eine exakte Wissenschaft, die individuell auf das Tier abgestimmt werden muss – man sollte es also nicht auf die leichte Schulter nehmen! Deshalb empfehle ich allen, die das Thema betrifft, sich einmal mit Fachliteratur speziell zu ihrer Schildkrötenart auseinanderzusetzen und nicht nur kurz im Internet zu recherchieren. Wer also ganz sicher gehen will, sollte daher seinen Tierarzt konsultieren und sich hier fachkundig beraten lassen. Natürlich geht niemand von uns gerne zum Arzt, aber bevor man sich bleibende körperliche Schäden oder gar den Tod holt, sollte man lieber die Zeit im Wartezimmer auf sich nehmen. Insbesondere bei kranken oder geschwächten Artgenossen sollte man vor dem überwintern den Arzt konsultieren, da sie gegebenenfalls eine Sonderbehandlung benötigen, die von der bewährten Methode abweicht. Genauso, wie manchmal für Menschen eine Klimaveränderung vom Arzt empfohlen wird, so kann unter Umständen auch bei Schildkröten eine warme Überwinterung anstelle der Winterstarre ratsam sein, um die geschwächte Schildkröte wieder zu Kräften kommen zu lassen – aber dies bitte unbedingt vom Fachmann beurteilen lassen!
So, ich hoffe, Ihr habt ein wenig über das Thema Schildkrötenüberwinterung gelernt. Aber nun entschuldigt mich bitte wieder, schließlich stellt sich auch für mich die Überwinterungsproblematik noch früh genug – jetzt wo der Sommer endlich da ist, will ich aber erst einmal noch ein bisschen Sonne tanken!
Abschließend habe ich noch eine tolle Internetseite für Euch! HIER auf der Seite von Xaver Wapelhorst findet Ihr viel Wissenswertes über Schildkröten und auch hat Xaver ein Buch über die Haltung un Pflege von Schmuckschildkröten geschrieben. Das Buch gibt es bei amazon HIER. Viel Spaß!
Foto: Sybille Daden / pixelio.de